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Wenn Punkte zur Nebensache werden, dann muss eben der Sport im Mittelpunkt stehen.

Zweimal ist eine Wiederholung, dreimal eine Tradition: Die HvF spielt erneut beim Volleyball-Pokalturnier in der JVA Rosdorf auf und wird ein weiteres Mal 'Sieger der Herzen'.

„Heute hatten wir keine Schneelast auf dem Dach und können so ohne Wassereinbruch in der Turnhalle das Pokalturnier pünktlich beginnen…“
Selber Schauplatz, doch deutlich andere Voraussetzungen und Worte, die uns bei der Begrüßung in diesem Jahr entgegen gebracht wurden, stand doch das Pokalturnier im Vorjahr 2018 bis kurz vor Spielbeginn noch auf der Kippe.
Nachdem sich 5 Schülerinnen und Schüler der Q1 und Q2 Oberstufensportkurse sowie unsere FSJ-lerin im Lern- und Bewegungsfeld ‚Rückschlagspiele‘ mit Schwerpunkt ‚Volleyball‘ über mehr als drei Monate intensiv auf das jährlich stattfindende Volleyball-Pokalturnier in der JVA Rosdorf vorbereitet hatten, ging es am Samstag, den 02.03.2019 wie gewohnt noch im Dunkeln gegen 05:45 Uhr in der Früh in Braunschweig auf die Autobahn und anschließend über die A7 bis vor die Tore der JVA Rosdorf nahe Göttingen.
Die Justizvollzugsanstalt Rosdorf wurde im Jahre 2007 eröffnet und umfasst derzeit ca. 340 männliche Inhaftierte und Verwahrte aller Altersstufen und Strafmaße. Zur Ausstattung der JVA Rosdorf gehört neben den Zellenunterkünften und Werkstätten ebenfalls ein weitläufiger Außenbereich inklusive Sportplatz mit anliegender Rindenmulch-Laufbahn sowie eine moderne Sporthalle, sodass ein Volleyballturnier trotz der eher frühlingshaften Temperaturen Anfang März überhaupt erst möglich wird.
Da ca. 2/3 aller Gefangenen nach dem Absitzen ihres Strafmaßes zurück in den Lebensalltag entlassen und somit wieder in die Gesellschaft eingegliedert werden (müssen), versucht die JVA Rosdorf durch die regelmäßige Öffnung der Gefängnistore eine Sensibilisierung des jeweils Anderen und somit auf beiden Seiten der Gefängnismauer zu bewirken.
So wurden wir nach einer kurzen Einweisung am Gefängniseingang, auch Schleuse genannt, sowie mehreren zu durchlaufenden Sicherheitsstufen von einem Mitarbeiter des Sportdienstes in die Turnhalle der JVA Rosdorf geführt, in der bereits ein reges Sporttreiben herrschte. Mit von der Partie waren aufgrund kurzfristiger Ausfälle diesmal nur ein Gefangenen-, dafür aber zwei Bedienstetenteams mit Wärtern, Angestellten sowie Berufsanwärtern der JVA-Rosdorf. Ergänzt wurden die drei anstaltsinternen Teams durch die Schulmannschaft der HvF sowie drei Freizeitmannschaften aus dem Göttinger Umland, die im Spielbetrieb ‚Jeder-gegen-Jeden‘ in jeweils zwei Sätzen à 8 Minuten gegeneinander antraten.
Durch den doch eher begrenzten Platz in der Turnhalle sowie aller verschlossenen umliegenden Türen und Räume - wir waren ja schließlich nicht bei einem Freizeitturnier mit offenem Raumkonzept - fand das Einlaufen erneut zwischen Bistrotischen, Reinigungsmaschinen, Wasserspendern und Umkleidekabinen statt. Gestört hat es aber keinen wirklich und so ging es nach einer kurzen Einspielphase für das Team der HvF, das noch nie zuvor im 6:6 auf dem Großfeld gegen eine andere Mannschaft gespielt hatte, gegen den Vorjahressieger aus Nörten-Hardenberg los, bei dem wir die Dauergewinner der letzen sieben Jahre zwar über weite Strecken ordentlich unter Druck setzen, außer etlichen Punktgewinnen aber leider keinen Sieg oder ein Unentschieden erkämpfen konnten.
Trotz vier aktiver Vereinsspieler auf dem Feld der HvF sowie drei volleyballerfahrenen Ergänzungsspielern reichte es in den darauffolgenden fünf Spielen trotz langer, hart umkämpfter Ballwechsel am Ende häufig nicht für einen Satz- oder Spielsieg, sodass alle Spiele, mitunter äußerst knapp, verloren gingen, was der allgemein guten Stimmung in- und außerhalb des HvF-Teams jedoch nichts anhaben konnte.
In den Pausen zwischen den Spielen konnte sich an der von den Gefangenen gesponserten Essenstheke mit Kuchen, heißen Würstchen sowie Kalt- und Warmgetränken gestärkt und besprochen werden. Hierbei war es ebenfalls möglich, abseits des Spielbetriebes mit den anderen Mannschaften inklusive der Gefangenen ins Gespräch zu kommen und neben einer Spielanalyse über Erfahrungen und Eindrücke des oftmals (g)rauen Gefängnisalltages, den abzusitzenden Strafmaßen sowie einem eventuell anstehenden Leben außerhalb der hohen Mauern zu sprechen, was von allen Seiten ausgiebig genutzt wurde.
Im Vorfeld unseres letzten Spieles bekamen wir zudem noch die Möglichkeit, die Außensportanlagen der JVA Rosdorf im Beisein einiger Gefangener sowie eines Bediensteten zu besichtigen, um sich einen besseren Eindruck vom Leben und Sporttreiben hinter Gittern machen zu können. Besonders der Blick auf die an die Sportstätten angrenzende Hochsicherungsverwahrung von Straftätern, die ihre Strafe bereits abgesessen haben, jedoch als noch zu gefährlich für die Allgemeinheit gelten, sorgte bei dem ein oder anderen von uns mitunter für große Augen und bedächtiges Schweigen.
In unserem letzten Spiel gegen die Bediensteten und Junganwärter der JVA-Rosdorf gelang es uns immerhin den ersten Satz zu gewinnen und im zweiten Satz ein Unentschieden zu erspielen, wenngleich das Resultat aufgrund einer Dreipunktführung bis kurz vor Spielende eher unglücklich ausfiel. Trotzdem sicherten uns die vielen Einzelpunkte aus den vorangegangenen Spielen sowie der erfolgreiche Abschluss den 6. Platz vor den Anwärtern der JVA, was für uns als ‚Sieger der Herzen‘ mindestens gleichbedeutend ist, wie der erneute Sieg für die Turniermannschaft aus Nörten-Hardenberg – und wer mag denn auch schon den Rekordmeister aus München...
Aufgrund der fortgeschrittenen Zeit und weiten Abreise konnten wir das Ende des Pokalturniers leider nicht in Gänze abwarten, bekamen aber mit unserer Urkunde ein ‚Standing-Ovations‘ der gesamten Sporthalle, welches sich unsere Schülerinnen und Schüler redlich erkämpft und somit mehr als verdient haben.
Von der Bewegung und den vielen Eindrücken etwas müde, aber hochzufrieden machten wir uns im Anschluss auf den Weg durch die Schleusen zurück zum Haupteingang, um nach einem kurzen Abstecher durch die Göttinger Innenstadt die Universität sowie das Institut für Sportwissenschaften zu besuchen, was den ohnehin schon mehr als ereignisreichen Tag gelungen abrundete. Gegen 15:30 Uhr traten wir die Heimreise gen Braunschweig an, wo wir nach über 30 Kilometern Baustellendurchfahrt gegen 17:00 Uhr auf dem Parkplatz der HvF unsere Reise beendeten.
An dieser Stelle möchten wir uns erneut ganz herzlich beim Förderverein der HvF und Herrn Meyer sowie beim Projekt ‚Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage‘ unter der Leitung von Herrn Conrad bedanken, die bei der Finanzierung eines FIAT-Kleinbusses sowie den anfallenden Fahrt- und Reisekosten großzügig halfen, da ohne diese Unterstützung die gesamte Turnierteilnahme und das gemeinsame Erleben nicht möglich gewesen wären.
So bleibt uns abschließend nur zu sagen: Das zweite Mal war eine Wiederholung, diesmal haben wir eine Tradition draus gemacht. Wir kommen gerne auch ein 4. Mal wieder!

Bildergalerie

AnsprechpartnerIn

Tim Kißler (KILE)
Leiter der Fachkonferenz Sport
Unterrichtet Englisch und Sport
kisslert@hvf-bs.net
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