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Auf den Spuren von Flucht und Vertreibung

Die beiden Geschichtsleistungskurse des 13. Jahrgangs besuchten das neue Dokumentationszentrum "Flucht, Vertreibung, Versöhnung" in Berlin.

Am 23. März fuhren wir, die Schüler der Geschichtsleistungskurse, mit unseren Lehrern nach Berlin. Dort angekommen, machten wir uns zuerst auf den Weg zu den Holocaust-Mahnmälern für die verschiedenen Opfergruppen. Das Mahnmal für die ermordeten Roma und Sinti Europas liegt neben dem Reichstagsgebäude und erzählt die Geschichte ihrer Verfolgung durch die Nazis über Infotafeln und Lautsprecher. Das Mahnmal für die ermordeten Juden Europas liegt an der Ebertstraße zwischen dem Brandenburger Tor und dem Potsdamer Platz. Es besteht aus einem weitläufigen Feld aus Betonstelen verschiedener Größe. Obwohl es auch hier Infotafeln gibt, steht die psychologische Wirkung des massiven Mahnmals im Vordergrund. Es soll über den einfachen Bildungsanspruch hinaus zum Nachdenken anregen.

Nach der Besichtigung der Mahnmäler suchten wir das Dokumentationszentrum „Flucht, Vertreibung, Versöhnung“ an der Stresemannstraße auf. Dort nahmen wir an einer interaktiven Führung durch Deutschlands Geschichte von Flucht und Vertreibung in den frühen Nachkriegsjahren teil. Das Dokumentationszentrum legt Wert auf die Kontextualisierung der damaligen Ereignisse, weshalb die Führung mit einer Erläuterung der nationalsozialistischen „Lebensraum“-Politik begann. Man wollte vermeiden, die Deutschen zu einseitig als Opfer darzustellen. Nach dieser Einleitung kamen wir auf diverse Einzelschicksale von Vertriebenen zu sprechen, die der Abstraktion des Themas durch eine Fokussierung auf Zahlen und Absichtserklärungen der beteiligten Staaten entgegenwirken sollten. An vielen Orten geschah die „Umsiedlung“ der Deutschen nicht so friedlich, wie von den Mitgliedern des Warschauer Pakts behauptet wurde. Neben den Geschichten gibt es im Dokumentationszentrum auch eine Reihe von Gegenständen aus der damaligen Zeit zu betrachten, die meistens von Hinterbliebenen eingereicht worden sind. Die Rezeption der Fluchtbewegungen in BRD und DDR wurden ebenfalls thematisiert. Obwohl in Westdeutschland viel und offen über die Vertriebenen und ihren Wunsch nach einer Rückkehr diskutiert wurde, war das Thema im kommunistischen Osten ein Tabu. Ein Haufen geschwärzter Briefe mit Briefmarken, die an die Vertriebenen erinnern, zeigt, wie die SED eine Aufarbeitung ablehnte.

Zuletzt kamen aktuelle Fluchten und Vertreibungen zur Sprache. Von der Flüchtlingskrise durch die Kriege im Nahen Osten bis zur Flucht zahlreicher Ukrainer vor der russischen Invasion wurde alles einmal angesprochen. Insgesamt war der Besuch des Dokumentationszentrums aufschlussreich und gleichzeitig eine Anregung, sich selbst noch mehr mit den Fluchten von damals und heute auseinanderzusetzen. Nach der ungefähr zweistündigen Führung verließen wir das Zentrum und erhielten den restlichen Tag zur freien Verfügung.

(Bericht: Simon Drexler; Fotos: Merle Hackel)

Bildergalerie

AnsprechpartnerIn

Andreas Last (LAST)
Leiter der Fachkonferenz Geschichte
Unterrichtet Deutsch und Geschichte
last@hvf-bs.net
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