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Kunsttage 2022: Vom Kunsthaus zum Kunsttempel

Mit viel Stolz und Enthusiasmus blicken wir auf die Kunsttage 2022 zurück, die mit 28 Teilnehmer*innen des 9. Jahrgangs in Kooperation mit dem Herzog Anton Ulrich Museum vom 11. bis zum 13. Mai stattfanden.

Dieses Jahr beschäftigen wir uns mit dem Thema Architektur und bauten ein Kunsthaus im Primanerhof der großen HvF, das dort seit diesen Tagen bewundert wird. Am 11. Mai trafen wir uns beim Herzog Anton Ulrich Museum. Dort bekamen wir von den Museumspädagoginnen Maren Peters und Pia Kranz eine Führung zum Thema Architektur in der Malerei. Besonders beeindruckend war das „Gleichnis vom großen Gastmahl“ aus dem Jahre 1535. Es zeigt ein Fest, bei dem viele Menschen - egal ob reich oder arm - an Tischen sitzen und feiern. Hinter ihnen türmt sich eine riesenhafte, pompöse Burg auf, die durch ihre vielen Spitztürme, Erker und Anbauten irritierend und auch etwas künstlich wirkt. Sie ist mehr als eine reine Kulisse für das Fest. Vielmehr gehört sie Gott, der die Menschen dazu eingeladen hat. Die Burg scheint dort wie ein UFO gelandet zu sein.

Aber nicht nur die Wirkung von Gebäuden als Ganzes interessierten uns, sondern auch die Gestaltung von Innenräumen. Einige Künstler spezialisierten sich darauf, sakrale Innenräume zu malen. Von Licht durchflutet wirken sie groß und weit. In den kunstvoll verzierten Strukturen und Ornamenten kann sich das Auge verlieren.

Nach der Führung durften sich die Schüler*innen detektivisch auf die Suche machen und mit ihren Smartphones Strukturen und Ornamente fotografieren, um Ideen für die darauf folgende Praxisphase zu sammeln. Interessant daran war, dass Ornamente und Architektur in Gemälden häufig eher unbewusst wahrgenommen werden und der Blick ein ganz anderer ist, wenn man ihn dafür geschärft hat. In den Praxisräumen des Herzog Anton Ulrich Museums folgte dann noch eine Projektbesprechung, nach der die Schüler*innen mithilfe von Papier und Schere im Kleinen schon planen konnten, was in den folgenden zwei Tagen im Großen umgesetzt werden sollte.

Am nächsten Tag ging es dann in den Kunsträumen der großen HvF weiter. Wie auch schon bei den vergangenen Kunstttagen wurden die „Kunsttürme“ im Primanerhof bespielt: vier litfaßsäulenartige Holztürme, die unser Grundgerüst für das „Kunsthaus“ bilden sollten. Um zu wissen, was ein Kunsthaus ist, muss man erstmal überlegen, was eigentlich ein Haus ist. Normalerweise hat ein Haus vier Wände und ein Dach. Man kann sich darin zurückziehen, es bewohnen, darin essen und schlafen. Häufig haben Häuser aber noch ganz andere Funktionen. Es gibt auch Häuser, die sich sehr stark von der Norm unterscheiden, die besondere Strukturen oder Formen haben und damit durch ihr Äußeres irritieren oder durch ihre Schönheit faszinieren. So ein Haus könnte man Kunsthaus nennen und so etwas wollten wir bauen. Als Material dienten uns Polystyrolplatten - solche, die auch als Dämmmaterial genutzt werden. Künstlerisch lässt sich besonders gut mit ihnen arbeiten, weil sie so weich sind, dass sie mit Sägen schnell zerteilt werden können. Mit einem Cuttermesser können Reliefs geschnitten werden und mit einer Styroporsäge sogar filigrane Kurven oder Figuren.

Am Anfang wirkte das Material noch sperrig, aber je länger wir damit arbeiteten, desto leichter wurde es. Diese Leichtigkeit war am Morgen des dritten Tages förmlich zu spüren, als die Teilnehmer*innen ankamen und sich beinahe ohne ein Wort, aber voller Tatendrang wieder voll und ganz ihrer Platte widmeten. Das Engagement der Gruppe war in diesem Jahr besonders hoch, was man dem Gebäude, das entstanden ist, auch ansieht. Um eine Einheit zu erzeugen, besprühten wir es am Ende mit silberner Farbe. Das ist, was man auf den ersten Blick sieht: ein silbernes, riesenhaftes, fremdartiges Objekt - beinahe wie ein UFO. Wenn man genauer hinsieht, findet man die Beobachtungen der Schüler aus dem Museum wieder: Kirchenportale, ägyptische Hieroglyphen, Blumenornamente, geometrische Muster, Säulen, Schachbretter und figurative Elemente. Beim Betreten finden sich einige von ihnen wieder.

Unser Fazit ist, dass wir nicht nur ein Kunsthaus bauten, sondern so etwas wie einen Kunsttempel. Und darauf waren am Ende alle ziemlich stolz. Die Kunsttage 2022 werden uns jedenfalls noch lange im Gedächtnis bleiben. Wir danken allen Teilnehmern, die durch ihre Freude und ihre Kreativität dazu beitrugen.

Bildergalerie

AnsprechpartnerIn

Corinna Kirchner (KIRC)
Unterrichtet Kunst und Deutsch
kirchner@hvf-bs.net
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