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HvF - Schüler:innen siegen bei Geschichts-wettbewerb

Gleich vier Landespreise beim Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten. HvF, erfolgreichste Schule Niedersachsens

Unsere Schule ist im Fach Geschichte als beste Schule Niedersachsens ausgezeichnet worden! Gleich vier Schüler:innen erhielten einen Landessieg beim diesjährigen Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten. Der Wettbewerb wird alle zwei Jahre von der Körber-Stiftung unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten ausgelobt. In diesem Jahr stand der Wettbewerb unter dem Titel „Mehr als ein Dach überm Kopf. Wohnen hat Geschichte“. Die Preisverleihung soll nach den großen Ferien im Niedersächsischen Landtag erfolgen.

Spiritus Rector des Wettbewerbes an der HvF war der Geschichtslehrer und Frühneuzeithistoriker Dr. Christian Mühling, der vor zwei Jahren aus der Forschung an die HvF wechselte. Bereits während des Referendariates hat er Erfahrung mit dem Geschichtswettbewerb gesammelt und seinerzeit einen Preis in Hessen geholt. Doch, dass es dieses Mal gleich vier Landessiege auf einmal wurden, hat auch ihn überrascht. „Die Schüler waren wirklich mit großem Engagement dabei. Eine Auszeichnung von fast 70% der Teilnehmer, die bis zum Ende mit dabeigeblieben sind, ist wirklich eine stolze Leistung!“ „Hilfreich war auch die gute Unterstützung durch die Schulleitung, die eine AG zur Betreuung der Gruppe einrichtete,“ betont Mühling. „Ohne diese Freiräume und viele Stunden an Wochenenden und in den Ferien wäre eine so intensive Begleitung der Teilnehmer nicht möglich gewesen.“ Der Enthusiasmus hat sich ausgezahlt:

Prämiert wurden die Schüler:innen Kim Isabella Dunkel (7e), Marlene Löffler (10c), Florian Franke (12ENG) und Alexander Koschmann (12ENG). Isabella Dunkel arbeitete zum Umzug der Braunschweiger Herzöge von Schloss Wolfenbüttel  ins Braunschweiger Residenzschloss Mitte des 18. Jahrhunderts. Hierfür begab sie sich selbst auf die Spurensuche in die beiden Schlossmuseen, wo sie die pädagogische Leiterin Frau Stella Gilfert und die Museumsdirektorin Frau Helga Berendsen M.A. persönlich berieten. In den Schlossmuseen recherchierte Isabella zahlreiche Gemälde und Skizzen, die auf beeindruckende Weise die Welt des frühneuzeitlichen Fürstenhofes illustrieren. Zu Hause konnte ihre Mutter mit kunsthistorischer Expertise aufwarten. Auf diese Weise gelingt es der Siebtklässlerin minutiös die Geschichte die Wohnverhältnisse des Braunschweigischen Hofes im Zeitalter von Barock und Aufklärung zu rekonstruieren.

Auch Marlene Löffler widmete sich der Braunschweiger Monarchiegeschichte und untersuchte die Repräsentation fürstlichen Wohnens in den „Memoiren“ der letzten Braunschweiger Herzogin Victoria Luise vor und nach der Novemberrevolution. 1913 zog Victoria Luise als Kaisertochter unter dem Jubel des Volkes ins Braunschweiger Stadtschloss ein und verbrachte nach Exil und Flucht vor der Sowjetarmee ihren Lebensabend in einem Mietshaus in Braunschweig-Riddagshausen. Finanziell ruiniert, habe sie die herrschaftliche Repräsentation aber auch in der jungen Bundesrepublik aufrechterhalten. In Braunschweig konnte sie auf viele Unterstützer zählen. „Solche großen Frauen begeisterten mich schon immer,“ so Marlene.

Florian Franke, dessen Mutter einst selbst aus der Volksrepublik Polen emigrierte, analysierte anhand von gut zwei Duzend Zeitzeugeninterviews wie sich die Wohnsituation polnischer Spätaussiedler in Braunschweig veränderte. Er zeigt auf, dass der Weg meist über Auffanglager, Flüchtlingsheime, eine erste eigene Mietwohnung bis hin zum Eigenheim führte. Die veränderte Wohnsituation ist laut Franke nicht nur Merkmal eines sozialen Aufstieges, sondern auch Zeichen gelungener Integration in die westdeutsche Wohlstandsgesellschaft. Eine räumliche Segregation wie bei anderen Migrantengruppen sei nicht feststellbar.

Alexander Koschmann verglich die Erinnerung an den sowjetischen Plattenbau in der Ukraine und der Russischen Föderation. Hierfür führte er in beiden Ländern Zeitzeugeninterviews durch, bei denen ihm sein familiärer Hintergrund als Sohn eines russischen Vaters und einer ukrainischen Mutter eine große Hilfe war. Er kommt zu dem Ergebnis, dass trotz einer gemeinsamen Vergangenheit in Russland ein nostalgischer Blick auf das staatlich subventionierte, gemeinschaftliche Wohnen im Kommunismus vorherrsche, während in der Erinnerung der Ukrainer der sowjetische Plattenbau als marode und defizitär betrachtet werde. Die Studie zeigt deutlich wie stark die gegenwärtigen politischen Diskurse die Wahrnehmung einer gemeinsamen Geschichte in beiden Ländern ganz unterschiedlich prägen. Eine gemeinsame Erinnerung an die sowjetische Vergangenheit sieht Koschmann als einen Baustein für ein friedliches Zusammenleben beider Nationen in Europa.

Ein zusätzlicher Förderpreis des großen Braunschweiger Landeshistorikers Prof. Dr. Gerd Biegel geht an Merle Winckler (9b), die die veränderten Wohnverhältnisse schlesischer Heimatvertriebener untersucht hat. Sie zeigt, wie es die aus einer untergegangenen Welt vertriebenen Schlesier nach Ende des Zweiten Weltkrieges schafften, vom Flüchtlingslager, einer Mietwohnung bis hin zu einem neuen Eigenheim in Niedersachsen zu gelangen. Merles bleibender Verdienst ist es, die Erinnerungen der letzten Überlebenden der Flucht aus dem Osten sachlich, nüchtern und distanziert für die Nachwelt festgehalten zu haben. Ein Vergleich mit der Forschungsliteratur zeigt, dass die Erinnerung der letzten Zeitzeugen sehr nah an der historischen Realität liegt. Es lässt sich fragen, ob hierzu die intensive historische Aufarbeitung des „Bundes der Vertriebenen“ im Deutschland der Nachkriegszeit beigetragen hat, der Merle bei der nicht immer leichten Suche nach Überlebenden unterstützte.

Die Qualität aller fünf Studien fußt auch auf regelmäßigen Besuchen in der Braunschweiger Universitätsbibliothek und der Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel (HAB), die Herr Dr. Mühling jedes Jahr an der HvF für das Seminarfach Geschichte und die Geschichts-AG organisiert. Überaus herzlich wurden die Teilnehmer insbesondere in Wolfenbüttel empfangen, wo der Bibliotheksmitarbeiter, Herr Artur Geiger, ganz individuelle Tipps für sie bereithielt. Das Fazit der Gruppe war: „Hierhin kommen wir auch nach dem Wettbewerb ganz bestimmt wieder!“

Dank der Körber-Stiftung gehen für das großartige Engagement von Schüler:innen, Eltern, Lehrer:innen und auswärtigen Expert:innen nun insgesamt 4.500 Euro Preisgeld an die HvF! Die Schulleitung und die Fachschaft Geschichte gratulieren herzlich. Wir drücken die Daumen, dass die ein oder andere Arbeit auch auf Bundesebene Berücksichtigung findet. Für den nächsten Durchgang in zwei Jahren stehen die ersten Interessenten schon in den Startlöchern

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AnsprechpartnerIn

Dr. Christian Mühling (MÜHL)
Unterrichtet Geschichte und Französisch
muehling@hvf-bs.net
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